Der Call for Papers ist beendet. Danke für die zahlreichen Einreichungen!

Es stellt sich die Frage, in welchem Maße die von der Sprache geschaffene Welt derjenigen Welt adäquat ist, die außerhalb einer Verbindung mit der Sprache existiert und jenseits ihrer Grenzen liegt.                                                         

(J. Lotman, Kultur und Explosion, 2010).

Am Austragungsort des 30. DGFF-Kongresses 2023 kristallisieren sich Spannungsfelder und Potenziale von Grenzen, Grenzräumen, Grenzüberschreitungen in vielfältiger Weise – in Bildung, Wissenschaft, Wirtschaft, in verschiedensten Facetten des alltäglichen, auch sprachlichen und kulturellen Lebens. Im Dreiländereck gelegen und mit vielen Kooperationen über Ländergrenzen hinweg, konstituiert sich in und um Freiburg ein dynamischer, auch im positiven Sinne ‘explosiver‘ geokultureller Grenzraum im mehrfachen Sinn. Diese Standortspezifik, die sich nicht zuletzt in der Fokussierung grenzdidaktischer Fragestellungen in Forschung und Lehre widerspiegelt, begründet das Motto des Kongresses: „Grenzen – Grenzräume – Entgrenzungen“. Neben dem räumlichen Anknüpfungspunkt eröffnet das Thema aber auch eine zeitliche Dimension. Denn mehr als ein Jahrzehnt, nachdem der DGFF-Kongress in Leipzig das Leitmotiv der Grenzüberschreitung wählte, zeigen sich auf der politischen Ebene – diametral zur Tendenz der Auflösung von Grenzen in der Wissenschaft — neue Grenzziehungen mit erheblichen Auswirkungen auf Wissenschaftskooperationen und auf die Sprachen- und Kulturpolitik. Dabei ist zu berücksichtigen, dass die Thematik der ‚Grenzen‘ sowohl in der fachwissenschaftlichen als auch in der fachdidaktischen Forschung schon seit längerer Zeit präsent ist und permanent weitergedacht wird. Dies reicht von neu etablierten Forschungsfeldern wie den border studies über die Reflexion von Hybridisierung oder von Formen des Fluiden und Uneindeutigen bis hin zu expliziten Konzeptualisierungen der Grenzüberschreitung, was sich nicht zuletzt an der Konjunktur der Präfixe ‚trans-‘, ‚pluri-‘ etc. zeigt.

Anknüpfend an die Leipziger „Grenzüberschreitungen“ und Duisburg-Essener „Standortbestimmungen“ der vergangenen Jahre, steht der 30. DGFF-Kongress 2023 vor diesem Hintergrund erneut im Zeichen von dynamischen Positionierungen und fluiden Grenzen – wobei diese nicht primär im räumlichen, sondern insbesondere im theoretisch- konzeptionellen, sprachlichen, soziokulturellen und intra-/interdisziplinären Sinne zu thematisieren sein werden. Wir freuen uns auf einen konstruktiven Dialog zu und mit Impulsen einer Grenzen thematisierenden, diskutierenden oder auch transzendierenden Forschung und deren Einflüsse auf die Fremdsprachenforschung und -lehre, wollen diskutieren, welche bildungspolitischen Tendenzen auf regionaler, nationaler und transnationaler Ebene zu beobachten sind, welche Implikationen für die Praxis sich daraus ableiten lassen – und nicht zuletzt auch, welche neuen disziplinären, institutionellen und/oder thematischen Grenzen dadurch evtl. auch neu entstanden sind, verschoben, verwischt, dynamisiert wurden (gaps und lags zwischen Forschung und Praxis, aber auch zwischen Bildungspolitik und Praxis). Im Fokus der Diskussion sollen aktuelle Forschungstendenzen und damit verbundene Theorie-/Modellbildungen ebenso stehen wie neue Herausforderungen für Bildungspolitik und -praxis im Kontext der Fremdsprachenlehre und -forschung. Beiträge aus der historischen, theoretisch- konzeptuellen, empirischen Fremdsprachenforschung sind ebenso willkommen wie anwendungsbezogene Einreichungen, beispielweise zu folgenden – in drei verzahnten Dimensionen zu verortenden – Fragestellungen:

Bereiche und Dimensionen:

  • Intradisziplinäre Grenzen, Grenzräume und Entgrenzungen – innerhalb der Fremd- sprachen(forschung)
  • Interdisziplinäre Grenzen, Grenzräume und Entgrenzungen – zwischen der Fremd- sprachenforschung/-didaktik und anderen Teildisziplinen innerhalb der Philologie und mit anderen Fachbereichen.
  • Grenzen, Grenzräume und Entgrenzungen zwischen Wissenschaft und Gesellschaft (inkl. Bildungsinstitutionen wie Schulen, Erwachsenenbildung, Integrationsprogramme)

Exemplarische Fragestellungen:

Bereich 1: Intradisziplinäre Grenzen, Grenzräume, Entgrenzungen

  • Inwiefern lassen sich die im 20. Jahrhundert etablierten und wirkmächtigen Grenzen innerhalb der Philologien (Literaturwissenschaft – Kulturwissenschaft – Sprachwissenschaft – Fachdidaktik) bzw. zwischen Philologien und Fremdsprachenforschung heute noch klar ziehen, und wofür?
  • Ist die terminologische Abgrenzung von Fremd- und Zweitsprache angesichts von sich diversifizierenden Sprachbiografien, Transmigration und medialer Vernetzung noch sinnvoll?
  • Wie können die Implikationen, die sich aus konstruktionsgrammatischen Annahmen ergeben (Stichwort: Aufhebung der Grenze zwischen Grammatik und Lexikon) im Fremdsprachenunterricht implementiert werden?
  • Welche didaktischen Potenziale bilden hybride Genres wie neue Formen der Netzliteratur oder osmotische Werbung?
  • […]

Bereich 2: Disziplinäre Grenzen, Grenzräume und inter-/transdisziplinäre Ansätze

  • Welche neueren Entwicklungen gibt es im Bereich der Mehrsprachigkeit (etwa integrative Modelle der Sprachkontakt- und der Spracherwerbsforschung oder plurilinguale Ansätze des Sprachenlernens)?
  • Wie lassen sich Transkulturalität und kulturelle Hybridität als Gegenentwurf zu Konzepten der voneinander abgegrenzten Kulturen weiterentwickeln?
  • Welche Folgen hat die Auflösung der Grenzen zwischen fachlichem und sprachlichem Lernen, etwa für Wissenschafts- und Bildungssprache, deren Relevanz disziplinen- übergreifend ist, oder für die Integration von fachlichem und sprachlichem Lernen (vgl. sprachsensibler Fachunterricht)?
  • Welche Impulse könnten für fächerübergreifendes, vernetzendes Lehren und Lernen ausgehen, auch unter Berücksichtigung von Leitperspektiven/Querschnittskompetenzen, wie sie in Bildungsplänen und unterschiedlichen Curricula mittlerweile fest verankert sind?
  • Welche Impulse können von fächerübergreifenden Lehr-Lern-Formaten ausgehen, bspw. auch im Hinblick auf die Verankerung und Förderung transversaler Kompetenz?
  • Welche Perspektiven ergeben sich für Inklusion und Exklusion, Grenzen/Barrieren über- winden als pädagogisches und (fremdsprachen-)didaktisches Thema?
  • Welche Rolle spielt die digitale Transformation, wie lassen sich bspw. Grenzen und Entgrenzungen zwischen Mensch und Maschine für das Fremdsprachenlehren und -lernen konzeptualisieren (etwa im Bereich künstlicher Intelligenz)?
  • […]

Bereich 3: Grenzen, Entgrenzungen zwischen Wissenschaft/ Fremdsprachenforschung und Gesellschaft

  • Wie korrespondieren bzw. kollidieren gesellschaftliche, politische oder wirtschaftliche Regime mit der Prozesshaftigkeit von Grenzziehungen – auch in wissenschaftlichen Diskursen, Disziplinen, Theoriebildungen (im Kontext der Fremdsprachenforschung)?
  • Wie verändern sich Spuren und Funktionsweise von ‚Grenzen‘ zwischen Wissenschaft (Fremdsprachenforschung) und Gesellschaft?
  • Welche neuen oder anderen Themenfelder, Schwerpunkte, Zugänge ergeben sich durch gesellschaftliche Grenzziehungen für die Fremdsprachenforschung?
  • Wie lassen sich Grenzen zwischen Bildungspolitik und Fremdsprachenforschung konzeptualisieren und analytisch fassen?
  • Welche normativen und/oder methodischen Implikationen lassen sich aus der disziplinären/interdisziplinären Grenzforschung für Politik und Praxis des Fremdsprachenlehrens und -lernens ableiten?
  • Welche Impulse können von fächerübergreifende Lehr-Lern-Formate ausgehen, auch im Hinblick auf die Verankerung und Förderung transversaler Kompetenz?
  • Welche Perspektiven ergeben sich für Inklusion und Exklusion, Grenzen/Barrieren überwinden als pädagogisches und (fremdsprachen-)didaktisches Thema?
  • […]

Information zur Einreichung von Beiträgen:

Es wird aufgerufen, Konferenzbeiträge in Form von Vorträgen, Symposien oder Postern einzureichen. Konferenzsprache ist in der Regel Deutsch.

  • Für die wissenschaftlichen Vorträge sind 20 Minuten plus 10 Minuten Diskussion vorgesehen. Vortragsvorschläge werden anonym und kriteriengeleitet von zwei Gutachter*innen Die angenommenen Vorträge werden dann thematisch durch die Kongressorganisation zu Sektionen gebündelt. Die Sektionen erstrecken sich jeweils über ein- oder zweistündige Zeitfenster.
  • Bei den Symposien handelt es sich um thematisch fokussierte Formate, für die ein 90- minütiges Zeitfenster vorgesehen ist. Die Symposien sollen von den Vorschlagenden inhaltlich konzipiert und strukturiert werden (z.B. unterschiedliche Vortragsstrukturen oder Methoden). Eingereichte Symposien durchlaufen die gleiche Qualitätsauswahl wie Vorträge.
  • Während des Kongresses besteht die Möglichkeit, Projekte und Qualifikationsarbeiten als Poster zu präsentieren. Die Poster sind während des gesamten Kongresses ausgestellt. Zusätzlich werden sie an zentralen Treffpunkten des Kongresses beworben. Sollten mehr Posterbeiträge angemeldet werden, als Präsentationsflächen zur Verfügung stehen, durchlaufen diese einen kriteriengeleiteten Auswahlprozess. Dabei haben Qualifikationsarbeiten gegenüber Projekt-Präsentationen den Ansonsten gelten die gleichen Qualitätskriterien wie bei Vorträgen.

Für die Leitung der aus den eingereichten Vorträgen thematisch zusammengestellten Sektionen werden Sektionsleitungen gesucht. Ihre Bereitschaft eine Sektionsleitung zu übernehmen, die im Wesentlichen in der Diskussionsleitung besteht, können Sie bei der Einreichung von Vortragsvorschlägen signalisieren. Auch unabhängig davon können Sie sich für eine Sektionsleitung bei der Kongressleitung (dgff2023@ph-freiburg.de) melden. In beiden Fällen können Sie Ihr Interesse für bestimmte Themenkomplexe bzw. Ihre Verfügbarkeit zu bestimmten Zeitfenstern angeben.

Auf dem Kongress sind je Person max. zwei Beiträge möglich (d.h. z.B. zwei Vorträge oder ein Vortrag und ein Symposium). Bitte beachten Sie auch, dass keine Honorare und Auslagen übernommen werden können. Von allen Beitragenden (Vorträge, Symposien, Poster) und Sektionsleitungen ist der Kongressbeitrag zu entrichten.

Bitte reichen Sie Ihren Beitragsvorschlag zwischen dem 15.09.2022 und dem 30.11.2022 hier ein: https://www.conftool.com/dgff2023/. Folgen Sie zur Beitragseinreichung bitte den Informationen auf der Tagungswebsite.

Beachten Sie bitte, dass die Teilnehmerzahl aufgrund brandschutzrechtlicher Bestimmungen am Veranstaltungsort begrenzt ist. Aus diesem Grund werden alle Beitragenden gebeten, sich bis zum 01.04.2023 zum Kongress anzumelden.

Kriterien zur Annahme von Beiträgen:

Formale Kriterien:

  • Vollständigkeit der Angaben (insbesondere Namen der Beitragenden, Titel, Abstract im Umfang von 400 Wörtern inklusive Literaturangaben)
  • Einreichungszeitraum: 15.09.2022-30.11.2022

Inhaltliche Kriterien:

  • Passung zum Tagungsthema und inhaltliche Nachvollziehbarkeit des Beitrags
  • Kohärenz und Plausibilität des theoretischen Rahmens
  • Klare Darstellung von Fragestellung, Ziel und Methode
  • Bei empirischen Beiträgen: Klare Darstellung und Qualität von Daten, Analyse und ggf. Ergebnissen
  • Klare Darstellung der Argumentation des wissenschaftlichen Erkenntnisgewinns

Übersicht wichtiger Termine:

15.09.2022-30.11.2022

Einreichungszeitraum für Vorträge, Symposien & Poster

bis 01.03.2023

Rückmeldungen über Annahme der Beiträge

bis 01.04.2023

Alle Beitragenden (Vortrag, Symposium & Poster) melden sich (mit Frühbucherrabatt) zum Kongress an

ab 01.04.2023

Kongressprogramm DGFF 2023 wird veröffentlicht & öffentliche

Anmeldung (mit Frühbucherrabatt) wird geöffnet

ab 01.07.2023

Anmeldung mit regulärer Teilnahmegebühr

10.09.2023

Online-Anmeldung für den Kongress schließt